Gleichmütig trotten die Kühe nach dem Melken vom Stall auf langen Wegen zurück zu den Weiden. Erlen und Weiden neigen sich tief über den unbegradigten Bach. Äcker erheben sich sanft, von Hecken gegliedert und weiten Wäldern eingefasst, dem Himmel entgegen. Wo der Fahrweg für die Traktoren endet, durchzieht weithin sichtbar ein geschwungener Pfad den tief braunen, frisch eingesäten Acker hangaufwärts. Oben, auf der Kuppe des Hügels, öffnet sich die Steinschale, und die Sinne gleiten über die Weite der Landschaft, weit entfernt und doch nah den Menschen, Tieren, den Geräuschen und der Betriebsamkeit zwischen den Gebäuden des Hofes.
Hof Tangsehl, ein biologisch-dynamisch wirtschaftender Hof , der seine Flächen für dieses Landart-Projekt zur Verfügung stellt.
Der Beginn der ‚Tangsehler Landschaftswege’ liegt über 10 Jahre zurück. Aus langsamer, einfühlsamer Interaktion mit dem Landschaftsorganismus entstanden gestaltete Orte und Objekte, die die Individualität und besondere Ausstrahlung der Orte wahrnehmbar machen und verstärken. Wege, die oftmals mitten durch sich im Jahresverlauf ständig verändernde Kulturflächen führen, verbinden nicht nur die Orte, sondern bringen durch ihre besonderen Formen und Verläufe die Wahrnehmung des Betrachters in Bewegung.
Entstanden ist inmitten einer Wirtschaftsfläche eine ‚spirituelle Struktur’: Zugangswege und –orte zum Erleben der Landschaft, Räume der Berührung von Himmel und Erde, Orte des Dankes und der Meditation.
Die LandArt von Hof Tangsehl ist Gebrauchs-Kunst. Wege und Plätze werden das ganze Jahr über gepflegt und weiterentwickelt und stehen den immer zahlreicheren Besuchern offen.
Zu den Festen der verschiedenen Jahreszeiten finden Handlungen in der Landschaft statt, um mit der besonderten Gestimmtheit dieser Zeitpunkte in Kontakt zu kommen. Ausgedehnte Wahrnehmungs- und Meditationsführungen im Gelände helfen, selbst still und vom Klang, vom Wesen der Landschaft berührt zu werden.
Die Arbeiten sind ein Gemeinschaftswerk, die Liste der Menschen, die dazu beigetragen haben ist lang. Viele Menschen in psychosozialen Krisensituationen sind darunter, die dem Projekt immer wieder wesentliche Impulse geben und auch für sich selbst erfahren, wie heilsam diese Kunst eines intimen Dialogs zwischen Mensch und Landschaft sein kann.
Mögen Anregungen entstehen und Funken überspringen, wie
- wir die Landschaft selbst als künstlerische Akteurin und Inspirationsquelle erleben lernen
- und unsere Gestaltungen nicht nur auf sich selbst verweisen, sondern auf etwas dahinter Liegendes, Größeres
- und helfen, dieses Größere und Umfassendere wahrzunehmen, mit ihm in Berührung zu kommen, ihm dankbar zu werden,
- wie also statt Kunst in der Landschaft auszustellen wir dahin kommen, die Kunst der Landschaft zu entdecken.
- Und wie diese Form der Kunst ein integraler und notwendiger Bestandteil der Landwirtschaft werden kann.
Weiterführende Texte und Bilder: